Kreuzfahrten werden derzeit immer beliebter. Rund 28 Millionen Menschen nehmen jährlich weltweit an einer Kreuzfahrt teil. Die Betreiber freuen sich, allerdings sind den Hafenstädten die riesigen Touristenmassen, die täglich ein- und ausgehen, ein Dorn im Auge geworden. Denn 95 Prozent aller Kreuzfahrtpassagiere sind lediglich Tagesbesucher. Die Kreuzfahrtschiffe legen häufig nur kurzzeitig an, die Landgänge der Urlauber beschränken sich auf wenige Stunden. Für die lokale Wirtschaft geht die Rechnung nicht auf. Zusätzlich hinterlassen die Passagiermassen einen Haufen Müll – ein Ärgernis für Bewohner und Unternehmer.

Um den Tagestourismus besser in den Griff zu bekommen, führen immer mehr Städte nun Gebühren für Kreuzfahrtpassagiere ein. Bisher waren von solchen Touristensteuern meistens nur Übernachtungsgäste in Hotels betroffen. Das eingenommene Geld soll vor allem für die Straßenreinigung, den Denkmalschutz und die allgemeine Erhaltung der historischen Städte genutzt werden, aber auch für verschiedene Umweltprojekte sowie zum Ausbau der Infrastruktur.

Kreuzfahrt Schiff See

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Seit Mai 2019 ist Venedig für Kreuzfahrer gebührenpflichtig

Tagesbesucher, die mit dem Kreuzfahrtschiff anreisen und weniger als 24 Stunden bleiben wollen, müssen seit Mai in Venedig 3 Euro Eintritt pro Person bezahlen. Ab 2020 soll sich der Eintrittspreis auf 6 Euro verdoppeln. Die Stadt behält sich vor, die Gebühren je nach Saison anzupassen. Während der Hauptsaison, wenn der Andrang am größten ist, könnte zukünftig eine Gebühr von 10 Euro erhoben werden. Diese Gebühr wird nicht von jedem einzelnen Passagier beim Verlassen des Schiffes bezahlt, sondern über die Kreuzfahrtbetreiber. Für die Kosten aufkommen muss letztendlich allerdings jeder Besucher selber. Generell sollen Berufspendler, Studenten und Behinderte von dieser Gebühr befreit werden. Venedig hat in jüngster Vergangenheit bereits mehrere Schritte unternommen und angekündigt, um den Overtourism in der Stadt Einhalt zu gebieten.

Kreuzfahrtsteuern in anderen Städten

Seit Anfang diesen Jahres verlangt beispielsweise auch Amsterdam 8 Euro Eintritt von Kreuzfahrtpassagieren, die weniger als 24 Stunden in der Stadt bleiben wollen. Barcelona hat bereits vor ein paar Jahren schon eine solche Gebühr für Besucher eingeführt. Schiffe, die länger als 12 Stunden anlegen, müssen 2 Euro pro Passagier bezahlen. Bei einem Besuch von weniger als 12 Stunden werden nur 65 Cent verlangt. Auf Mallorca und den Inseln der Balearen werden seit 2016 Steuern auf Übernachtungen für den nachhaltigen Tourismus erhoben, die sogenannte „Ecotasa“. Neu ist hier seit letztem Jahr ebenfalls die zusätzlich eingeführte Gebühr für Kreuzfahrtliebhaber. In der Hauptsaison werden 2 Euro und in der Nebensaison 50 Cent pro Tag berechnet.

Touristensteuern gibt es schon länger

Generell werden nicht nur Urlauber, die mit dem Kreuzfahrtschiff anreisen, zur Kasse gebeten. Die Idee, von Touristen für ihren Aufenthalt eine Gebühr zu verlangen, ist nicht neu. Touristensteuer, City- und Kurtaxe gibt es in vielen Ländern, unter anderem auch in Österreich. Die Gebühr dient dem Instandhalten der Strände und kann in Form einer Tages- oder Wochenkarte bezahlt werden. Der Betrag variiert von Ort zu Ort und beträgt meistens um die zwei bis drei Euro.

Auch in Großstädten wie Amsterdam gibt es schon seit mehreren Jahren eine Touristensteuer, die pro Nacht berechnet wird und nicht im Hotelpreis enthalten ist. Diese beträgt 6 Prozent des Übernachtungspreises und muss zusätzlich vor Ort bezahlt werden. Das Geld geht an die Stadt. Künftig wollen auch andere Städte wie Edinburgh Übernachtungsgebühren verlangen. Dort sollen demnächst zwei Pfund pro Nacht berechnet werden. Rund 15 Millionen Pfund sollen laut Schätzungen der Stadt dadurch jährlich eingenommen werden.

Ob sich die Gebühr für Kreuzfahrer in Venedig rentiert und sich auch noch in anderen Städten durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Es wird bereits versucht, die Gebühren zu umgehen. Statt in gebührenpflichtigen Großstädten anzulegen, fahren die Schiffe in nahe gelegenen Häfen ein. Von dort aus werden die Passagiere dann mit Bussen weitergebracht. Zum Beispiel legt das Kreuzfahrtschiff statt in Amsterdam einfach in Rotterdam an. Die Städte diskutieren aktuell, ob dies mit einer zusätzlichen Gebühr für Autofahrer und Busse geregelt werden kann.