Was bereits häufig diskutiert wurde, ist ab August 2021 Realität. Venedig hat entschieden, dass Kreuzfahrtschiffe ab einer bestimmten Größe nicht mehr in der Lagunenstadt anlegen dürfen. Für diese gibt es nun einen Industriehafen, berichtet der SPIEGEL.

Grand Kanal Venedig

Große Kreuzfahrtschiffe werden bald nicht mehr in Venedig unterwegs sein. ©Samot/Shutterstock.com

Nun ist es endlich so weit: Das endgültige Verbot von großen Kreuzfahrtschiffen in Venedig wurde beschlossen. Seit Jahren werden hitzige Debatten über den Kreuzfahrt-Tourismus in der Lagunenstadt geführt.

Die Entscheidung, dass ab dem 1. August 2021 keine großen Kreuzfahrtschiffe in Venedig mehr anlegen und durch Teile der Lagune fahren dürfen, ist offiziell. Dies hat der Infrastrukturminister Enrico Giovannini am Dienstag, 13. Juli 2021, bekannt gegeben.

Er sprach von einem notwendigen Schritt, „um die Umwelt, die Landschaft sowie die künstlerische und kulturelle Integrität von Venedig zu schützen“. Mario Draghi, Ministerpräsident Italiens, schloss sich seinem Vorredner an und nannte den Entschluss einen „wichtigen Schritt zur Erhaltung der Lagune von Venedig“.

Vor einigen Wochen drohten Unesco-Experten, Venedig unter anderem wegen der Kreuzfahrtriesen auf eine Negativ-Liste zu setzen. Der Uneseco-Welterbe-Status Venedigs und seiner Lagune gilt bereits seit 1987.

Kreuzfahrt Schiff Oben

Kreuzfahrtschiffe müssen nun einen alternativen Hafen zum Anlegen benutzen. ©Anton Watman/Shutterstock.com

Schiffe nicht länger als 180 Meter

Kreuzfahrtschiffe, die mehr als 25.000 Tonnen wiegen, länger als 180 Meter oder höher als 35 Meter sind und solche, die gewisse Abgasnormen überschreiten, müssen ab August den Industriehafen Marghera am Festland anlaufen.

Fahrten durch den Canale della Giudecca, das Markus-Becken und den Canale di San Marco im historischen Zentrum sind diesen Schiffen fortan ebenso untersagt.

Unter anderem die 253 Meter lange „Aida Blu“, welche ab April 2022 Reisen nach Venedig anbieten soll, ist von dieser neuen Regelung betroffen. Kleinere Kreuzfahrtschiffe, die die oben genannten Maße nicht überschreiten, dürfen weiterhin im Stadtzentrum anlegen.

Ideenwettbewerb für beste Anlegestelle

Der Hafen von Venedig ist weiterhin auf der Suche nach einem dauerhaften Anlegeplatz außerhalb der Lagune. Der Industriehafen in Marghera soll nämlich nur temporär angefahren werden.

Daher hat der Hafen von Venedig einen Ideenwettbewerb für die beste Anlegestelle ins Leben gerufen. Eine fünfköpfige Expertenkommission will dafür in den kommenden beiden Jahren Vorschläge entgegennehmen und das Gewinnerprojekt dann bis zum 30. Juni 2023 bekannt geben.

Das Infrastruktur-Ministerium möchte dafür 2,2 Millionen Euro bereitstellen.

Venedig Gondola Sonnenuntergang

Venedig ohne Kreuzfahrschiffe – ein Traum vieler Einheimischer. ©muratart/Shutterstock.com

Schiffe als Umweltsünder?

Die Diskussionen um das Verbot von Kreuzfahrtschiffen in Venedig ist nicht neu. Seit Jahren streiten sowohl Aktivisten, Einheimische als auch die Tourismusindustrie um die großen Schiffe in der Lagune.

Kritiker meinen, die Riesenschiffe würden die Umwelt in der Lagune zerstören, die Fundamente der Stadt beschädigen und die Luft verschmutzen.

Außerdem wurde der Vorwurf laut, dass die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe oft nur sehr wenig Geld ausgäben, dort nicht schliefen und der Stadt somit nur geringe finanzielle Vorteile bieten würden.